Aderlass

Was ist Aderlass?

Laut Definition gehört Aderlass zu den "Ausleitenden Verfahren". Aderlass wird auch als "blutentziehendes Verfahren" bezeichnet. Wie viele naturheilkundliche Therapien stammt es ursprünglich aus der frühen indischen Medizin. Diese gezielte Blutabnahme wird auch heute noch bei einer ganzen Reihe von Beschwerden wie Entzündungen, Blutfülle und Bluthochdruck sowie zur Entgiftung angewandt.

Viele Anhänger der Naturheilkunde sind überzeugt von der Therapieform des Aderlasses - insbesondere vom Hildegard Aderlass, welcher auf Hildegard von Bingen zurück geht. Es beruht auf der Annahme, dass durch das Ausleiten von Blut und die vorübergehende Blutverdünnung die Selbstheilungskräfte des menschlichen Körpers aktiviert werden. Dies funktioniert, indem der Körper neues Blut zum Ausgleich für den Blutverlust produziert. Diese frisch produzierten Blutkörperchen sollen leistungsfähiger sein, als die abgelassenen. Körperlich geschwächte Patienten sollen dadurch wieder ins Gleichgewicht und in ihre Kraft kommen.

Aderlass Aufklärung
Aderlass zur Selbstheilung

Welches Ziel verfolgt Aderlass?

Aderlass ist eine Ausleitungsmethode. Es zählt also, wie auch die Blutegeltherapie oder das Heilfasten, zu den Ausleitenden Verfahren. Die kontrollierte Blutentnahme - das "zu Ader lassen" - zielt darauf ab, den Körper zu entschlacken. In anderen Worten, es handelt es sich um eine Reinigung des Blutes durch gezielte Entgiftung und Ausleiten von Krankheitsstoffen.

Das Therapieverfahren beruht auf der Annahme, dass der Körper das fehlende Blut nach der Blutverdünnung durch neue Blutzellen ersetzt. Die Blutbildung wird bei dieser Maßnahme also stark angeregt. Die Zusammensetzung des Blutes ändert sich dabei. Der Organismus wird nach der Therapie mit neuen, aktiveren Blutkörperchen versorgt. Beim Aderlass werden also die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert. Der Grund: Die Fließeigenschaften des Blutes wird verbessert und die Blutkörperchen können mehr Sauerstoff aufnehmen. Als Folge wird das Immunsystem gestärkt und der Patient von Krankheit befreit.

Aktivierung der Selbstheilungskräfte durch Aderlass

Aderlass führt im ersten Moment zu einer Blutverdünnung. Die beim Aderlass entnommene Blutflüssigkeit wird relativ schnell, also konkret nach wenigen Stunden, wieder durch Körperwasser ersetzt. Es fließt aus dem Gewebe in die Andern. Die Neubildung des Blutes wird unmittelbar in Gang gesetzt. Bis die entnommenen Blutzellen aber vom Knochenmark ersetzt werden, können einige Tage vergehen.

Wie läuft Aderlass ab?

Der Therapeut legt, je nach Konstitution und Beschwerden des Patienten, die zu entnehmende Blutmenge fest. Abhängig von der Diagnose wird eventuell vorher ein Bluttest im Labor gemacht. Dabei wird der Hämoglobin- und Hämatokrit-Wert getestet. Die Zahl der Erythrozyten oder roten Blutkörperchen werden bestimmt.

Die anschließende Blutentnahme läuft ganz entspannt im Sitzen oder Liegen ab. Für die Blutabnahme desinfiziert der zuständige Arzt zunächst die Einstichstelle. Mithilfe einer Kanüle wird das Blut dem Patienten über die Armvene im Ellenbogen entnommen.

Bis auf ein kurzes Piksen beim Einstechen in die Vene, verspürt der Patient beim Aderlass keinerlei Schmerzen. Der Arzt überprüft durchwegs den Blutdruck und betreut den Patienten intensiv.

Aderlass Blutabnahme

Großer und kleiner Aderlass

Je nach Höhe der Blutentnahme spricht man entweder vom "kleinen Aderlass" oder vom "großen Aderlass". Beim kleinen Aderlass werden nur etwa 100 bis 150 ml Blut entnommen, beim großen Aderlass können es bis zu 500 ml Blut sein. Die genaue Menge wird vom zuständigen Therapeuten festgelegt. Die Höhe der Blutabnahme ist immer abhängig vom Alter sowie dem Gesundheitszustand des Patienten und von der Höhe der Toxine und Schlacken im Körper.

Der große Aderlass wird in der wissenschaftlichen Medizin nur sehr eingeschränkt angewandt. Ein Anwendungsgebiet ist beispielsweise die Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose). In diesem Fall wird der krankhaften Vermehrung von Eisen in den Blutkörperchen durch einen regelmäßig anzuwendenden Aderlass entgegengewirkt.

Aderlass Behandlung
Sanfter Hildegard Aderlass
Naturheilmittel nach Aderlass

Sanfter Aderlass nach Hildegard von Bingen

Der so genannte "Sanfte Aderlass" geht auf Hildegard von Bingen (1098 – 1197) zurück. Hildegard von Bingen riet zum regelmäßigen Aderlass zur Reinigung des Körpers. Wichtig ist dabei vor allem der Zeitpunkt des "zur Ader lassen". Der bedeutenden Äbtissin und Gelehrtin der Naturheilkunde zufolge, entfalten sich die Selbstheilungskräfte des Körpers bei abnehmendem Mond am besten, ganz konkret zwischen dem ersten und sechsten Tag nach Vollmond. Der Grund für den genauen Zeitraum der Blutabnahme ist die erhöhte Fließfähigkeit des Blutes in der ersten Woche nach Vollmond.

Neben dem passenden Zeitpunkt, ist auch eine spezielle Diät entscheidend für den Erfolg des Aderlass. Die Blutentnahme soll bei leerem Magen (nüchtern) erfolgen. Grund hierfür ist laut Hildegard von Bingen, dass bei einer vorherigen Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme Schlacken und Schadstoffen auf der einen Seite und "gutes Blut" auf der anderen Seite, nicht mehr klar getrennt werden könnten. Die Patienten sollen sogar auf das Zähneputzen vor dem Aderlass verzichten.

Beim sanften Aderlass nach Hildegard von Bingen werden maximal 100 ml Blut genommen. Sobald das Blut hell und dünnflüssig wird, ist der Aderlass zu beenden. In den Tagen nach der Entnahme des Blutes sollte unbedingt auf fette und schwerverdauliche Nahrung sowie auf Alkohol und Kaffee verzichtet werden. Heilpraktiker raten in dieser Zeit zu leicht verdaulicher Kost.

Der Aderlass nach Hildegard von Bingen wird auch heute noch von der Naturheilkunde zur Entgiftung und zur Immunstärkung durchgeführt und besitzt bei überzeugten Naturheilkundlern eine wichtige Bedeutung. Die gezielte Entnahme des Blutes kann je nach Konstitution des Patienten drei bis viermal pro Jahr durchgeführt werden.

Eine Heilpraktiker Versicherung übernimmt die Kosten für eine Aderlass-Therapie

Aderlass wird in der Regel nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Es ist zwar medizinisch anerkannt und wird für wenige, ganz bestimmte Erkrankungen von der Schulmedizin durchgeführt, aber für eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse muss der Aderlass medizinisch begründet sein. In allen anderen Fällen ist der Aderlass als naturheilkundliche Anwendung von den Patienten privat zu bezahlen.

Vergleichen Sie hier die besten Heilpraktiker Zusatzversicherungen mit Leistungen für eine Aderlass-Therapie.

Welche Anwendungsbereiche gibt es?

Früher praktizierte man Aderlass als Teil der Körperpflege. Es wurde vom "Bader" durchgeführt. Beim Bader bekam man also nicht nur eine gute Rasur und ließ sich die Haare schneiden, man wurde auch "zu Ader gelassen". Diese "Hildegard Medizin" war lange in Vergessenheit geraten. Erst etwa in den letzten 100 Jahren wurden die Wirkungen der medizinischen Blutentnahme von der Naturheilkunde wieder entdeckt.

Heute werden Aderlässe in der Naturheilkunde bei verschiedensten Erkrankungen und Indikationen angewandt. Hierzu zählen beispielsweise Arteriosklerose, Durchblutungsstörungen, Arthritis, Gicht, Entzündungen, Thromboseneigung, Stoffwechselstörungen (wie Diabetes), Hautirritationen, Schwindel, Asthma und Hörsturz.

Die Naturheilkunde ist besonders überzeugt vom Aderlass bei Übergewicht und Bluthochdruck. Bei Menschen, die zuckerkrank sind und erhöhte Blutfett-Werte vorweisen, ist auch eine Verbesserung des Blutzuckerspiegels und der Blutfett-Werte feststellbar. Darüber hinaus dient Aderlass auch dazu, die Lebenskraft der Patienten zu steigern. Regelmäßiges "zu Ader lassen" hilft bei andauernder Müdigkeit und Schlappheit, bei Schlaflosigkeit und Schwächeständen.

Aderlass Blutdruckmessung

Wie wirksam ist Aderlass?

Wissenschaftliche Untersuchungen, ob Aderlass bei den verschiedenen gesundheitlichen Problemen nachweislich hilft, gibt es kaum. Nur bei Bluthochdruck wurden unterschiedliche Auswertungen vorgenommen. Aderlass ist als Therapieform bei Bluthochdruck in der westlichen Medizin jedoch nicht anerkannt. Allerdings wird immer wieder darüber diskutiert, ob Blutspenden als regelmäßige Form des Aderlass blutdrucksenkend wirkt.

In der Schulmedizin wird Aderlass bisher nur bei wenigen Krankheiten eingesetzt. Neben der Eisenspeicherkrankheit, bei der zu viel Eisen durch den Darm aufgenommen wird, zählen dazu auch Polyglobulie (erhöhte Anzahl an roten Blutkörperchen) und Polycythaemia (extrem erhöhtes Blutvolumen).

Die Alternativmedizin hingegen empfiehlt Aderlass als wirksames Mittel gegen verschiedene Beschwerdebilder und Krankheiten. Sie ist von der positiven Wirkung des sanften Aderlasses auf den gesamten Organismus überzeugt - insbesondere durch die verbesserte Sauerstoffaufnahme des Blutes, deren erhöhte Fließeigenschaft, wegen des positiven Effektes auf das Immunsystem sowie aufgrund der Anregung des Körpers zur Entgiftung.

Leichte Kost nach Aderlass

Wer kann Aderlass durchführen?

Aderlass sollte immer von einem erfahrenen Heilpraktiker oder Arzt für Naturheilkunde durchgeführt werden. Diese Therapie zählt zu den Ausleitenden Verfahren der Naturheilkunde, wozu zum Beispiel auch die Blutegel Therapie oder das Schröpfen gehört. Beim Aderlass verringert sich vorübergehend die Blutmenge und es tritt eine Blutverdünnung ein. Der Behandler sollte daher mit allen wichtigen Vorkehrungen vertraut sein und alle Risiken für seine Patienten korrekt einschätzen können.

Aderlass beim Naturmediziner

Wann ist Aderlass zu vermeiden?

Ob die Durchführung eines Aderlasses sinnvoll ist, sollte immer im persönlichen Gespräch mit dem Therapeuten entschieden werden. Bei bestimmten Beschwerden sollten Patienten jedoch einen Aderlasses vermeiden.

Dazu gehören folgende Beschwerdebilder: Durchfall, sehr niedriger Blutdruck, Anämie (Blutarmut) oder Hämophili (Bluterkrankheit) und allgemeine Erschöpfung oder auch jegliche Arten von Infektionen.

Bei Kindern, Jugendlichen oder Menschen in hohem Alter sollte Aderlass nicht angewandt werden. Frauen, die schwanger sind oder ihre Regelblutung haben, sollten Aderlass ebenfalls nicht anwenden lassen. In jedem Fall ist eine gute Konstitution des zu Behandelnden die Grundvoraussetzung.

Kann Aderlass gefährlich sein?

Aderlass sollte immer von einem fachkundigen Heilpraktiker oder Mediziner durchgeführt werden. Dabei ist unbedingt auf eine gute Konstitution des Patienten und natürlich auf hohe Hygienebedingungen zu achten. Darüber hinaus muss der Blutdruck des Patienten vom Behandler durchgehend kontrolliert werden. Sollte es wirklich zu einem Abfall des Blutdrucks kommen, muss der Aderlass umgehend beendet werden. Sonst kommt es zu Schwindel und im schlimmsten Fall zu einer Ohnmacht.

Weitere Risiken beim Aderlass können Infektionen durch krankheitsauslösende Keime bei unsterilem Arbeiten sein, Kreislaufprobleme, Eisenmangel, akuter Durchfall, Dehydration und Kraftlosigkeit.

Welche Historie hat Aderlass?

Aderlass hat eine Jahrhunderte alte Historie und ist eine der ältesten Therapien der Welt. Mit "Phlebotomie"wurde bereits in der Antike die unterschiedlichsten Leiden behandelt. Überlieferungen zeugen davon, dass schon der griechische Arzt Hippokrates (460 bis 370 v. Chr.) den Aderlass angewandt hat. Und im Mittelalter war eine der großen Verfechterinnen des Aderlass die Gelehrte und Äptissin Hildegard von Bingen, die von der großartigen Wirkung des sanften Aderlass überzeugt war.

Der Aderlass geriet leider ein wenig in Verruf, weil er bis ins 19. Jahrhundert als Allheilmittel eingesetzt wurde. Den Patienten wurde oftmals viel zu viel Blut abgenommen oder der Aderlass wurde zu häufig durchgeführt. Durch diese übertriebene Anwendung, die manchmal wenig abgestimmt auf das Krankheitsbild und auf den Allgemeinzustand der Patienten waren, schadeten manche Aderlässe den Patienten eher, als dass sie ihnen nutzten.

Heute hat Aderlass vor allem in der alternativen Medizin einen festen Platz bei unterschiedlichen Krankheitsbildern. Die Schulmedizin nutzt die Therapie nur gegen ganz bestimmte Krankheiten. Die "blutentziehende Therapien" wurden schon in der frühen indischen Medizin durchgeführt. Sie gehören auch heute noch in der indischen  Ayurveda Heilkunst zu den gängigen Therapieformen. Mehr zur ayurvedischen Medizin finden Sie in folgendem Artikel.

Geschichte des Aderlass